Ordensfest 2025 – Festa di San Giovanni

Die Delegation Bozen des Malteserordens feierte am Johannestag in St. Johann im Dorfe in Bozen das Ordensfest.
Als Wegbereiter Christi zählt Johannes der Täufer nicht allein für den Orden, sondern auch für die Kirche und die Gemeinschaft der Christen zu den aussagekräftigsten Figuren des Alten und Neuen Testaments. Unser Ordenskaplan Domdekan Ulrich Fistill betonte in seiner Predigt den Zusammenhang zwischen dem Auftrag der Glaubensbewahrung und der Hingabe für den Nächsten und hob die Anforderungen nach innen - zur inneren Haltung - und jene nach außen - im Umgang mit dem Nächsten - hervor. Auch Papst Leo XIV. nahm in seiner Botschaft an die Mitglieder des Souveränen Malteserordens darauf Bezug, insbesondere auf die Bekehrung des Johannes (vgl. Mt 3,7-12), die es diesem ermöglichte, Jesus als das Lamm Gottes zu erkennen, das die Sünde der Welt hinwegnimmt (vgl. Joh 1,29.36). Er verwies sogar auf Jesus selbst, der vom Teufel versucht worden sei. Jesu Standhaftigkeit ließ ihn den Willen des Vaters - die Erlösung der Menschen durch sein Leiden - tun. In seiner Botschaft dankte der Heilige Vater im Namen der Kirche „für all das Gute", das der Malteserorden dort tue, "wo Liebe benötigt wird, in Situationen, die manchmal sehr schwierig sind.“
Der Papst forderte den Orden dazu auf, den eingeschlagenen Weg der Umkehr weiterzugehen. Gerade die Schwierigkeiten, die sich aus der „tuitio fidei“ (Pflege des Glaubens) und dem „obsequium pauperum“ (Hingabe für die Bedürftigen) ergeben, könne aber auch die Versuchung mit sich bringen, die liebevolle Hingabe an die Armen auf die Linderung ihrer Bedürfnisse zu beschränken, ohne ihnen die Liebe Gottes anzukündigen. Eben darin liege aber die Aufgabe des Ordens, die beiden Charismen zu verbinden. Ohne die Ebene des Glaubens wäre der Orden zu einer Organisation mit philanthropischem Zweck verkümmert.
Der Papst mahnte, es bestehe die stete Gefahr der Versuchung, etwa die Anwendung der Mittel zur Hilfeleistung, sowohl der diplomatischen als auch der wirtschaftlichen, nicht im Einklang mit dem Willen Gottes zu sehen. Gerade die im Laufe der Jahrhunderte erlangte völkerrechtliche Souveränität mit ihren zugehörigen Privilegien könne dazu verleiten, das Ziel der Tuitio Fidei und des Obsequium Pauperum aus den Augen zu verlieren. Umso mehr müsse ein Orden, der von Gott in die Welt entsandt wurde und somit der Anziehungskraft der Weltlichkeit oft unbemerkt ausgesetzt sei, seine Ziele im Auge behalten. Einer solchen Herausforderung sei aber nicht dadurch zu begegnen, sich einfach aus der Welt zu nehmen, sondern in der Bereitschaft, sich immer wieder zu prüfen, ob die eigenen Entscheidungen vom Hl. Geist oder von Eigeninteressen geleitet werden.
Der Papst nahm in seiner Botschaft auch Bezug auf die bereits erfolgten Reformen innerhalb des Ordens und ermunterte den ersten Stand, jene Spiritualität zu vertiefen, die auch den zweiten und dritten Stand erreichen sollte. Mit großer Freude erwähnte er das Interesse mehrerer Aspiranten, sich im Rahmen eines Wohnnoviziats zu Professrittern ausbilden zu lassen. Er schloss mit dem Apostolischen Segen für alle Ordensmitglieder, alle Angehörigen und all jene, die im Dienst mit dem Orden in Verbindung kommen.
Der Journalist Jeffrey Mirus kommentierte in „Catholic Culture“ (28.06.2025) die Aussagen des Papstes an die Malteser und will darin sogar ein Programm für dessen Pontifikat erkennen: Es sei für Leo XIV. eine grundlegende Pflicht der Nachfolger Christi, das Evangelium zu verkünden. So reiche es nicht, menschliche Nähe oder den materiellen Dienst an Bedürftigen zu betonen, das Gebet und das christliche Zeugnis aber lediglich für eine lobenswerte Privatsache jener zu halten, die sich dafür interessierten. Auch der barmherzige Samariter könne nicht mehr als alleiniges weltliches Modell für die Nächstenliebe herhalten, vielmehr hätten sowohl die Malteserritter als auch die Katholiken insgesamt dafür zu sorgen, dass auf jeder Ebene und in jedem Bereich des Lebens Christus selbst in den Zielen, in den Gewohnheiten, in der Sprechweise und im Dienst sichtbar werde. Jeffrey Mirus schloss seinen Kommentar: „Ich glaube nicht, dass es möglich ist, diesen Trend des derzeitigen Pontifikats misszuverstehen.“ Wie die Malteserritter müssen wir alle lernen, nicht allein unsere völkerrechtliche oder auch persönliche Souveränität und Eigenheit darzustellen, sondern durch Reflexion und Umkehr sicherstellen, dass das Leben von unendlicher göttlicher Gnade geprägt ist, sodass es als direkt von Christus selbst stammend und durch die Kirche erkennbar wird, die immer der Weg, die Wahrheit und das Leben bleibt. Auch der hl. Thomas von Aquin lehrte: «Die Vermittlung der Wahrheit ist das größte der Werke der Barmherzigkeit, und an erster Stelle steht die Wahrheit über Gott.»